27. April 2010

„Hannes Wader“

„Konzert 2010“

Bürgerhaus Neuer Markt


Hannes Wader? Über den Mann ist doch längst alles gesagt und geschrieben: Singer-Songwriter aus der Burg-Waldeck-Szene der 60er Jahre, seit 40 Jahren on tour, on stage and on the road, sonorer Sänger, inspirierter Dichter, talentierter Komponist, exzellenter Musiker, virtuoser Gitarrrenartist. Was vergessen?

Ach ja: Kommunist und Pazifist, Utopist und Klassenkämpfer, Arbeiterkind und Autodidakt, Hannes Wandervogel und Talking-Blues-Brother, rot und rastlos, ehrlich und knorrig, sozialkritisch und sozialromantisch, antifaschistisch bis aufs Blut und antiautoritär bis auf die Knochen - trotz alledem und alledem. Das war's dann.

Aber war's das? Es gibt von Hannes Wader (noch) keine Autobiografie, und die wird es wahrscheinlich auch nie geben. Braucht es aber auch gar nicht, denn es gibt ja seine Lieder. Unser Mann hat in den 40 Jahren seines Schaffens rund 35 Alben veröffentlicht. Nehmen wir nur das vorerst letzte, das er sich quasi selbst zum 65. Geburtstag geschenkt hat. Es heißt Neue Bekannte, schön (selbst)ironisch und doppeldeutig, denn es enthält 20 ausgewählte, gute alte bekannte Lieder, alle freilich neu arrangiert und mit exzellenten Musikern neu aufgenommen. Diese Lieder enthalten das ganze Wadersche Universum und sind - wie auch seine Konzerte - ein repräsentativer Querschnitt durch sein erstaunlich vielfältiges Oeuvre. Wenn man sie hört, weiß man nicht, was man mehr bewundern soll an diesem ungewöhnlichen Menschen und einzigartigen Künstler.

Da ist Hannes Wader der Nachtschwärmer, der (in Hafenmond) die Nachtvögel schrein hört (denn sie sind Jäger wie Du und schlafen morgens erst ein). Und Hannes Wader der oft Verliebte und oft Verlassene (aber genau so oft auch Entliebte & Verlassende), der, schwankend zwischen Troubadour und Liebeskasper, es bei jeder probieren muss. Und Hannes Wader der mal mutige, mal feige Traumtänzer und Spinner, und der von der Zeit geprüfte und geschlagene alte Kämpfer, der sich, wenn er gefallen war, immer wieder erhebt (in Rosen im Dezember). Da ist der internationalistische Protestsänger und Friedenskämpfer, der mit den Moorsoldaten mit dem Spaten ins Moor zieht, die Tränen der Mamita Mia rächen will und die Schlacht um den Frieden niemals verloren gibt, uns bleibt keine Wahl. Nicht zu vergessen: Hannes Wader der große Volkslied-Sänger und - Sammler (ja: der Revolutonär als Traditionalist!), der den König von Preußen als üblen Soldatenschinder vorführt, mit Min Jehann plattdeutsch schnackt und fünf Wilde Schwäne besingt, die genau so wenig mehr gesehn wurden wie die fünf jungen Burschen, die stolz und kühn zum Kampf hinaus gezogen waren.

Und das sind nur ein paar Aspekte und Facetten der Wader-Welt, nur ein paar seiner Lieder (von denen er inzwischen Hunderte auf Lager hat). Und er will und wird ja auch noch weiter texten und komponieren und singen und musizieren - bis er 80 ist, sagt er. Bei all seiner Konstanz in Werk und Haltung klingt das gar nicht so übertrieben, wie es womöglich gemeint war. Aber da man bei ihm eh mit Überraschungen rechnen kann, dürfen wir immer wieder von neuem gespannt sein - auf das nächste Konzert, auf die kommende Tournee, bei der er sicher auch neue Lieder vorstellen wird, die es noch gar nicht auf CD gibt.
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