Donnerstag, 26. Oktober 2006

Beginn 20 Uhr

"Crooked Jades"
Old-Time Music from San Francisco

Mitten aus dem liberalen Westcoast-Klima San Franciscos kommt dieses junge Quintett von Musik-Enthusiasten. Klanglich sind die Crooked Jades irgendwo zwischen Gillian Welch, der Handsome Family und den Horseflies anzusiedeln. Sie spielen Musik, die man übergreifend Old-Time nennt, und die aus der Zeit
1860-1930 kommt, bevor im Radio Genres eingeführt wurden: Groovende Fiddle Tunes zum Tanzen neben schwermütigen Balladen und Klageliedern, mehrstimmiger Gesang, ekstatische Gospel Stücke, verpackt in eine humorvolle, intensive Bühnenshow mit "style". Aber auch Klassiker von der Carter Family, Gid Tanner oder Hank Williams tauchen auf der Set-Liste auf. Die in vielen Genres erfahrenen und dennoch so jungen Crooked Jades hauchen dieser alten Form wieder Leben ein, machen sie aktuell, erneuern sie mit ihren eigenen Kompositionen und behalten doch immer die Faszination des Original "Old-Time" bei Stimmen, Fiddle, Banjo, Mandoline, Akustik Gitarre und Bass sind die Haupt-Werkzeuge für eine fast vergessene authentische Musik Nordamerikas, genannt Old-Time.

Dabei gilt sie als Wurzel der heutigen Pop Musik. Lange bevor das Aufkommen des Radios die Musik der abgelegenen Appalachen-Berge in Gattungen wie Jazz, Gospel, Blues und Country zerlegte, gab es eine Musik ohne Namen, die alles das vereinte: Mitgebracht von europäischen Siedlern und weiterentwickelt von schwarzen Sklaven, begleitete sie das Leben der Menschen auf dem Lande. Temperamentvolle Spirituals für den Geist, düstere Balladen für die Moral und das kollektive Gedächtnis, wilde Tanzstücke für den samstäglichen Heiratsmarkt auf dem Tanzboden bilden den Kern des Repertoires. Gespielt wurde die Musik von "String Bands", in deren Life-Style man die Vorläufer der heutigen Rock Bands erkennt.

Im Laufe der Zeit enstanden immer abenteuerlichere Klang-Mischungen, etwa mit Hawaiigitarre, Harmonium, Ukelele oder gar Klarinette. In den 60er Jahren bildete sich im Zuge des Folk Revivals eine intellektuelle, engere Old-Time Szene, die sich gegenüber Country Music und Bluegrass abgrenzte. Die Crooked Jades sind nun die Kinder (z.T. wirklich) dieser Musiker, sehen die Sache aber nicht mehr so akademisch, sondern eher im Geiste der Jam Bands, einem aktuellen Genre, ausgelöst durch Grateful Dead, die ebenfalls große Oldtime Mountain Music Fans waren. Auch Bob Dylan schreibt in seiner aktuellen Biografie "Chronicles" über die Inspiration durch die Texte der alten Folk Songs. Heute nennt man diesen archaischen, aber dennoch angesagten Stil "Americana Roots". Behutsam erschaffen die Jades jedoch ihren eigenen Sound, sei es durch Bluegrass Gesangs-Harmonien, rhythmische Varianten und unerwartete Instrumente, aber auch aktuelle Themen, die sie in eigenen Songs verarbeiten. Konsequenterweise zelebrieren sie den "Look" vergangener Zeiten in ihrer grandiosen Bühnenshow, mit wundervollen alten Instrumenten und in der Artwork von Plakat und Pressefoto.

In Band-Leader Jeff Kazors Haus atmet man die Faszination des vergangen Zeitalters. Riesige Stapel von 78er Schellack Raritäten, vergilbten Notenblättern und kostbaren "vintage" Saiteninstrumenten. Die Crooked Jades sind seine Vision einer jungen Band, mit der man diese alte Musik ins aktuelle Leben katapultieren kann. Seit der Gründung 1996 wurden drei sehr gepriesene CDs veröffentlicht und die Zahl ihrer Konzerte steigt jedes Jahr, die großen Festivals zählen mittlerweile dazu. Erstaunlich, dass die Rezensionen sowohl in "hardcore" Bluegrass Magazinen als auch in Punk- und Americana Gazetten gleichermaßen voller Lobes sind. Für ein außergewöhnliches Konzept wie die Crooked Jades benötigt man besondere Musiker: Im Jahr 2004 stieß Songwriterin Jennie Benford (Gesang, Mandoline, Gitarre) zur Band. Neko Case und Jon Rauhouse holten sie bereits zu Aufnahmen und mit ihrer zweiten Gruppe "Jim and Jennie and the Pinetops" singt sie extrem harten traditionellen Bluegrass, der vor allem junges Publikum begeistert. Jennies außergewöhnlich intensive Stimme hebt die Jades auf die nächsthöhere Stufe ihrer Karriere. Ein echtes musikalisches Chamäleon ist Fiddle Meister Adam Tanner. Als wäre das Geigen nicht genug, studierte er Bluegrass Mandoline bis ins letzte Detail und nachdem er das konnte, schloss er sich (Bass, Gitarre, Samples!) der Industrial Rock Band Grotus an, die als eine der bedeutendsten Gruppen der 90er Jahre gilt. Mittlerweile liegt sein Hauptblick jedoch wieder auf traditioneller Musik. Von der Klassik kommt Banjo Man Erik Pearson, ein Ruf als exzellenter Komponist eilt ihm voraus. Seine Klangvisionen sprengen jedes Genre, als Einflüsse erwähnt er Nick Drake, Richard Thompson oder Bela Bartok. Wenn er nicht mit den Jades spielt, begleitet er die bekannte Storytellerin Diane Ferlatte. Die zweite Frau in der Band ist ebenfalls neu: Megan Adie, Bassistin mit umfangreichen, äußerst spannenden künstlerischen Aktivitäten. Studium der Alten Musik, Installationen, Klangkunst, Webart, Autorin.

http://www.crookedjades.com/
Homepage
Programm